Freitag, 28. Januar 2011

28.1. Kulturfabrik Salzmann Kassel





Saxophonistenfüße hängen von der Decke herab und versperren mir den Blick zum Himmel. Warum also nicht die Dusche besuchen? Eben. Aldi, eine Apotheke und ein Spirituosenladen stehen noch in Bremen auf dem Programm, bevor es mittags in Richtung Süden losgeht. Geplant ist heute, zeitig in Kassel zu sein, um mal in Ruhe den Soundcheck zu machen und vielleicht nochmal das ein oder andere neue Stück zu probieren. Der Veranstalter hat fleißig Plakate geklebt und alle sind arg optimistisch.



Halb Vier biegen wir in den Hof der Kulturfabrik Salzmann, ein einigermaßen riesiger Backsteinbau mit einem Gewerbegebiet ringsrum. Die Bockwurst an der Tanke gegenüber schmeckt sehr gut, doch das werde ich erst später erfahren. Der Saal bei Salzmanns faßt sowas wie 300 Leute und ein erster gedanke namens „Waswennkeinerkommt“ huscht durch den Raum. Der Backstagebereich ist zum ersten Mal auch ein solcher mit Sofas, Spiegeln, Bier, Cola, Obst und Süßigkeiten. Tontechniker ist noch keiner da. Okay, dann holen wir schon mal die Geräte nach oben. Der Busfahrer lenkt den Wagen einmal ums Gebäude zum Lastenaufzug.



Die Band steht mit Einkaufswagen bewaffnet an der Rampe und während der ganze Rassel in den Fahrstuhl und auf die Bühne gehieft wird, fährt der Bus zur Jägerstraße, um die Hotelschlüssel abzuholen. Es ist schön, sich mal wieder durch eine Stadt zu bewegen, die man einigermaßen kennt. Das Hotel ist schwer zu finden, aber sehr nice. Auch die Herbergsmuddi und –tochter sind äußerst nett und verständnisvoll. Ich schnappe die drei Schlüssel und düse zurück zur Fabrik.





Fünf nach halb Sieben, Soundcheck in Kassel mit Hende und Dan, immer abwechseln am Pult und am Instrument. Weil wir in der Dokumentastadt des Jahrhunderts sind, machen vor der Bühne vier Einkaufswagen einen auf Installation.












































Der ganze Abend sticht hervor durch:

- pünktliche, gutvorbereitete („habt ihr ‘ne CD dabei?“), hochqualifizierte Tontechniker
- kristallklaren Sound
- einen gutgeheizten Saal
- eine hervorragende richtig funky Vorband
- ein großes Publikum,
- das den Raum winzig erscheinen läßt und
- das tierisch Stimmung macht
- einen historisch bewußten Veranstalter:


Es empfiehlt sich ein Zoom in das untere Photo im Rahmen links oben

Gespielt wurde natürlich auch wieder ganz hervorragend, der Funk(e) brauchte ein wenig länger, aber er sprang dann doch noch.






Stimmunsbild aus der Kulturfabrik Salzmann

Euphemistisch gesprochen: Bis kurz vor Konzertende hätte man einen Heuballen durch den Saal wehen gehört. Wenn es nicht so unglaublich laut gewesen wäre. Euphemismus ist ja auch so negativ konnotiert, gibt’s da nicht eine nettere Beschreibung?

Weiterhin festzuhalten ist:

- das erste Set endet, weil Gagas Fußmaschine kaputt geht – warum auch immer, man steckt halt nicht drin (in der Maschine, in der Maschine, in der Maschine…)
- bei „Soul with a capitol S” findet Jean Maurice aka. Che-Che eine winzige Lücke vor der Bühne und springt wie wild umher
- Ritt-Skis Solo in „Funk Oma“ wird von allen Bläsern gefilmt, Maike springt ins „Bild“, ich muß sehr darüber lachen

Maike ist im Übrigen krank und wird vom Busfahrer gleich nach dem Konzert ins Hotel gebracht, der Rest der Band tankt noch mal auf und landet irgendwann im Hotel.






































Und über den ganzen Quatsch gibt es sogar schon ein formidables Lied von Herrn Nils Koppruch, dem alten Gott.

Zunächst der Text, dann ein Filmchen. Los geht's:

caruso

unterm neonröhrenlicht in hinterzimmern sitze ich
stumpf unter der neonlampe und seh’ auf eine tote pflanze

ein tisch, ein stuhl, ein kleiderhaken, bis die zeit kommt, muß man warten
du kannst das tier zum brunnen bringen, nur kannst’ es nicht zum trinken zwingen

das essen ist komplett gestrichen, der mischer ist nicht da zum mischen
die poster liegen in der ecke und neonlicht kommt von der decke

der clubchef hat deinen namen vergessen und will ihn wohl auch gar nicht wissen
im mantel sitz ich da und denk: caruso hätt’ sich aufgehängt

feuerwerk und rauch, girlanden hängen um’s haus
konfetti kommt vom dach, ein diener bringt caruso raus
feuerwerk und rauch, die show ist ausverkauft
die mäuse tanzen nackt, caruso sucht sich eine aus
und sein diener macht die lampe für ihn aus

ich tret im club des jahres auf, ich such im heu die nadel raus
ich zeig den sprung über den eigenen schatten und den nerv aus eisen

ich komm im besten anzug an und geb heut nacht das hauptprogramm
ich ring das huhn, ich käm den affen und alle anderen stehen und gaffen

feuerwerk und rauch, girlanden hängen um’s haus
konfetti kommt vom dach, ein diener bringt caruso raus
und die neonlampe macht er für ihn aus

in hinterzimmern sitze ich und warte unter’m neonlicht
ein tisch, ein stuhl, die tote pflanze und ich unter der neonlampe

ich tret im club des jahres auf und halt die nackte wahrheit aus
und endlich kommt der grund dafür, earl mobilene war auch schon hier

feuerwerk und rauch, girlanden hängen um’s haus
konfetti kommt vom dach, ein diener bringt caruso raus
tränen und applaus, die presse schreibt: ein traum,
das essen ist gemacht und all das neonlicht ist aus
caruso kauft die ganze bude auf


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