Freitag, 28. Januar 2011

26.1. Meisenfrei Bremen



Sülze is funky. Warum? Weil wir auf dem Weg nach Bremen eben über diese fahren, die Sülze – der Fluß, irgendwo in Niedersachsen-Anhalt. Auf jeden Fall noch vor Hannover. Dort machen wir das erste Kaffeepäuschen (ich Kakao) und machen Bekanntschaft mit Willy Warmer. Er ist nicht so wie die Mütze Krause, aber doch eine Art Mütze, eine Mütze für den berühmten Willy aus „Fünf gegen Willy“. Die Autobahnabfahrt „Achim Ost“ lassen wir aus und schießen durch bis Bremen.



Um kurz vor halb Fünf ist allerdings noch niemand da im Meisenfrei, sodaß wir erstmal beim Chinesen nebenan Essen gehen – wohlwissend, daß es heute neben der fehlenden Gage und der fehlenden Unterkunft auch kein Abendbrot geben wird. Flüssigkeiten werden hingegen reichlich kredenzt vom Wirt mit den Kniekehlen-langen Haaren.


Die Auswahl an Getränken ist in Bremen beschaulich. Quatsch: beachtlich.

Während die berühmte Band Black Coffee den Sound beginnt zu checken, macht sich der Busfahrer auf den Weg zum Hostel. Dabei schickt ihn das Navi nicht dahin, wo er will, sondern es schickt ihn einfach tierisch. Er kreiselt durch die Altstadt von Bremen und die zahlreichen Radfahrer. Als er wieder im Meisenfrei gelandet ist, geht der Soundcheck mit einigem Publikum in die letzte Phase. Nils, der Tontechniker findet Raschid dabei zu brilliant, der aber ganz gut damit leben kann.

Kurz nach Acht sind vielleicht Dreißig Leute da. Hoping and Banging auf allen Seiten, aber es werden nicht wirklich mehr und so startet die Kapelle 20h10 traditionell mit „Put your Hands on the horn“. Auffälig: Die Chimäre Gagandy spielt heute in Form des Gagas, also ohne Mütze. Dafür hat der Bassist, na wie heißt er doch gleich, heute eine Mütze auf. Ausgleichende Gerechtigkeit bzw. natürliches Gleichgewicht bzw. Gesetz der Erhaltung der Masse. Anstelle des hochschwangeren Konrads spielt heute Sebastian den Trompetenschlumpf.

Hier vorn ist der See, hier wird gebadet. Tim versucht das extrem euphorisch sitzende Publikum aus Norddeutschland zum (Balz-)Tanz zu animieren. Das wird aber noch ein wenig dauern – seien wir gespannt auf den nächsten Absatz!



„I like Jott Voodoo“ Alles sitzt und guckt. Sind das diese reservierten Fischköppe, von denen man so oft in der Zeitung und im Koran gelesen hat? Müßten es dann nicht eigentlich viel mehr sein?

Maike singt heute besonders schön und ist auch besonders gut zu hören. Das ist doch schön! und gut! Raschid versucht‘s jetzt mal mit einem „Schüttelt euren Schinken“, aber mehr als lauter Applaus ist erstmal nicht zu bekommen.

Bei „Fry the Knight“ stelle ich fest, daß ich bisher noch kein Ritt-Ski-Solo sehen konnte. Nicht in Chemnitz, nicht in Dresden, nicht in Göttingen. Und in Berlin hab ich ja gar nix gesehen von meinem Arbeitsplatz. Jedenfalls macht er das nicht ganz langsam und auch nicht ganz schlecht. Older folder! Den Tasten muß doch schlecht werden bei dieser Geschwindigkeit..

Bei „Komm doch zurück zur Mir“ notiert der Merch-Typ hinter seinem Tresen, daß er finde, es klänge heute phänomenal – so vom Sound her. Nur das Licht ist ein bißchen schnell für diese Powerballade. Wahrscheinlich hat das jemand von der Band gesehen, denn im Anschluß an das Lied gibt es ein Lob für den CD-Verkäufer. Auch der Busfahrer und der Blogger kommen dabei nicht zu kurz. Alle drei freuen sich sehr und werden bestimmt grad rot.

„Shake your pens“ ist angesagt. Ich wedele mit den Stiften, was das Zeug hält und die parallele Springchoreographie der Abteilung „Blasen und Lärmen“ animiert die ersten beiden Girls, so richtig abzudancen und mit den Hosen und Schinken zu wackeln. Auch der berühmte Photograph Phil Porter geht tierisch ab. Warum seine Bilder scharf und meine unscharf sind, verstehe ich überhaupt nicht. Ist nicht nur unfair, sondern auch unlogisch. Tänzer Nummer 4 und 5 sind da. Ein Mädchen legt gleich mal ab. Yeah! Bzw. in diesem Song: Huh!



Zum Zeitpunkt der „Disney Anni Mehschn“ sehe ich circa fünfzig Menschen im Meisenfrei. Tim kündigt als nächstes „Don`t run away“ an, obwohl jeder weiß, daß dieses Lied „Don`t make me run away“.


Gesang ist heute wirlich Trumpf und dann passiert es:

Ein Mann tanzt! Wahrscheinlich von auswärts.

Der Hut macht sich auf die lange Reise durch den Club. Bei „Seaside“ bemerken der Busfahrer der Band, der Merch-Typ und der Blogger, daß sie ganz schön zappeln, obwohl sie doch als ausgesprochene Nicht-Tänzer bekannt sind.

Ich weiß, es ist uncool, wenn ich sage: „Tanzen ist uncool.“ Aber, Tanzen ist uncool.
Beim Blick in den Raum stellen sie fest, daß sie in Bremen auf jeden Fall als Tänzer gelten würden. Zumindest als Passivtänzer (und das ist ja am Gefährlichsten).

Das Querflötensolo wird heute von Herrn Ludwig mit einem anfeuernden „Jean-Maurice!“ und einem Wink zum Blogger eingeleitet. Saustark! Jay-Jay unterschreibt später sogar mit Jean Maurice und so wirkt die Literatur auf die Wirklichkeit. (Wobei man natürlich fragen kann, ob es diese wirklich gibt, gerade aufs Ending von Inception blickend, nicht wahr, Gaga?) Und das Solo erst! Jay-Jay würde jede Indianerflötencombo in zehn Sekunden alleine aus der Fußgängerzone pusten. Hau!

Die erste CD wird gekauft, mit der Bitte um die Unterschriften der Monster. Wird nicht die letzte für heute Abend bleiben. Aber seien Sie gespannt!

Go Mütze, it‘s your Posaunensolo, go Mütze, it’s your Posaunensolo. Der Hut, nicht zu verwechseln mit die Mütze, errreicht den Merch-Stand und beinhaltet 168,32 Stück Geld.

In der Pause behauptet ein Bandmitglied, ein gewisser Thomas* sei da und müsse erwähnt werden.

*Name geändert. Eigentlich heißt er Frank, muß aber unter uns bleiben.


Außerdem werden noch einige CDs autogrammiert und in die Kamera gehalten.

Halb Zehn geht es ins zweite Set mit „Wii. God. D. N. Source.“ und: BREMEN DANCET!!!
„Die Bassbox schiebt, alles wippt im Beat“ – der „Stroh-Beau“ ist da.















„Kir Royal im Glas, ja die Party, die macht Spaß.“


+++++ Achtung. Wir unterbrechen das Programm für eine dringende Mitteilung: +++++

Bremen interessiert sich nicht für Miniaturschlagzeuge.

+++++ Sehr geehrte Damen und Herren bei Tchibo, bleiben Sie bitte ruhig. +++++

Raschid muß die Gitarre wechseln, weil er sie runtergerockt, ach was, runtergefunkt hat. Es folgt, damit in keinerlei kausalem Zusammenhang stehend, ein wohlverdienter Applaus für Nils, den tanzenden Tontechniker.

Weil es in „Tonight“ ja die Zeile gibt „next to adore“ tanzen Maike und Timothy besonders eng. Oder aus Zufall. Während Barry White „Keep in mind“ singt, ruft Dan per Münzfernsprecher auf der Bühne an und singt auch mit. Nach Sebastians Trompetensolo steht als nächstes „wie ein Walroß“ im Notizheft und ich verstehe das nicht.

Nächstes Lied ist der zweite Teil des Astronauten-Zyklus‘: „(Auf der) Mir ist’s so heiß“, an dessen Ende Gaga höllisch abgeht und eine allgemeine Ekstase im Weltall erzeugt.



Bei „Streetplayer“ und „Seoul is a capitol, S.“ tanzt wieder ganz Bremen. Also wenigstens der Teil, der sich im Meisenfrei und in unmittelbarer Entfernung befindet. Auf dem Weg zum Siedepunkt, tanzt ein Pärchen sitzend so stark, daß die Bank fast umkippt. Weil‘s einmal so schön ist, rappt Raschid in „Funk-Oma“ um sein Leben und teilt den Raum in eine springende und eine Kopfnickende Hälfte.

Meine Fresse, was macht denn Ritt-Ski da schon wieder? Was für ein Orgelsolo! Jean-Maurice filmt gleich mal alles. Weil die Band vergessen hat zu sagen, daß das grad das letzte Lied war, spielen sie einfach noch „Hausbar, die“. Dan bedient das Saxophon wie es im Buche steht und 22h25 ist erstmal Schluß. Erstmal.

Vor der Zugabe bekommt das Publikum einen Kurs im Hände-ans-Horn-Legen, sodaß beim 15 minütigen „Put your Hands on the horn“ der ganze Saal singt und springt. Bass-Solo! Es schiebt wie sau, aber ich muß tierisch schiffen – ich bin hinundhergerissen. Dan B(tbox) und die Mütze Krause legen auch nochmal ordentlich los.


Und dann noch ein Melodikasolo! Nein, ein Melodikaduo mit Ritt-Ski an den Tasten und Dan am Gebläse.






















Nach jahrelangem Tetrisstudium räumt Black Coffee so schnell den Bus ein, daß es dem menschlichen Auge nicht möglich ist, dies scharf dem Gehirn zu vermitteln. Zwischendurch ist sogar Zeit für eine Zigarette danach:





































Die Mütze Krause, hier mal oben ohne.




Nach einem gepflegten Dönerchen-Pizzachen-Zwischenstopp am Ostertor, wo nach Zwei gar nicht mal irgendwas los war, gehen im Hotel mal wieder die Computer an. Die Tim-Ludwig-Band schallt angenehm durchs Rund. Dann noch die üblichen Bob Ross-, Alterkeks- und Room in Rome-Abenteuer. Weil es nach so einem Tag in einem Sechs-MANN-Zimmer nicht unerheblich nach Fuß riecht („auf Tour darf man sich nicht waschen“), fragt Per Kaschn, ob nicht mal jemand dagegen pupsen könnte.

Hier noch die Photographien von Phil Porter:





































































































































































Schwarzweiß-Bilder von Herrn Porter aus Bremen, bunte von Herrn Future.

So auch dieses Kleinod der Band, die einfach die billigste ist.

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