Samstag, 22. Januar 2011

19.1. Groovestation Dresden




Die erste Welttournee von Blackcoffee durch sechs deutsche Bundesstaaten beginnt am Mittwochmittag bei Europcar. Ein formidables silbernes Geschoß wird in Empfang genommen. Wir erscheinen 10 Minuten zu spät am Proberaum, sind aber die ersten. Viertel Vier oder auch Viertel nach Drei haben wir den ganzen Rassel und die Rasselbande soweit, daß wir Leipzig in Richtung Dresden verlassen.

Nach sehr langer Fahrt geht es kurz vor der Autobahn noch zu Shell. Es mangelt an Kaffee im Bus, Hinter dem Luft/Wasser-Schild kackt einer in den Wald. Nun. Der Mensch, das Tier.

Außer Kaffee gibt es drinnen auch Hundefutter im 15kg-Sack und Grünen Pansen für 1,89 pro Dose. Wir entscheiden uns dagegen.



An der Autobahnauffahrt wühlt sich so eine Raupe mit dreieckiger Kette durch den Dreck. Ich denke: Verdammt männlich. Dan sagt: Wow, ’n Funkbagger! Diggin’ the funk ist schwer angesagt. Auf den ersten Kilometern macht man sich über die von mir falsch transskribierten Songtitel im Chemnitz-Beitrag lustig. Nur weil „Talking love“ angeblich „Talking loud“ heißen soll (Beweise wurden zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Zeilen noch nicht vorgelegt). Einfach lächerlich.

Frage: Wieso denn für jeden Tag ein neues Outfit? Etwa wegen der mitreisenden Groupies?

Ein Bandmitglied, nennen wir ihn den Bandleader: Ganz klar, wegen der ganzen Samenflecken!

Der Band-Opa: Das hat er nicht gesagt?

Der Fahrer: Gehen Samenflecken nicht sehr gut mit Groupiekotze raus?

Bei der angestellten Überlegung, einen Groupiekotze-Song zu machen (Wir müssen die Groupiekotze destillieren), erscheint die nächste grundlegende Frage: Was reimt sich denn nur auf Groupiekotze? Es könnte mit Groupie anfangen.. und dann.. Hmm..

Punkt Siebzehn Uhr fahren wir auf der Katharienstraße ein. Das macht sicher keinen guten Eindruck bei den Leuten von der Groovestation.

Der Merch-Stand sieht weltbewegend aus und der Fahrer wird zum auf der Couch breitlaufenden Merch-Typ. Was für ein Leben. Dr. Fahrer und Mr. Merch. Neunundfünfzig CDs und einiges an Shirts, Buttons und Plakaten werden um das Tchibo-Miniaturschlagzeug drappiert, von denen im Laufe des Abends Neun Scheiben, ein Nicki und zwei Buttons unters Volk gebracht werden. Die von Larry Ferry gesponserten und vom Merchtyp in seinem Nebenjob frischgepressten bzw. fußgeklöppelten Buttons werden von der Band ganz selbstverständlich angesteckt. Auch die weltweit einzigen beiden FUNKS NOT DEAD-Buttons gehen weg wie geschnitten Brot. Ach was, wie warme Semmeln. Am Ende sogar wie warmgesemmelte Schnitten.


Rashid bastelt noch am Strobo-Text.

Zehn nach Acht komme ich von der Photokiste und vom Dönerladen zurück aus dem frisch in Dresden einfallenden Schnee.



Eine halbe Stunde später gehen die feinen Herrschaften von der Band zum ersten Abendmahl der Tour. Ich gucke auf die Getränketafel und stelle fest, daß ein Telefon nur 1,50 kostet, Sperma hingegen 2,90.



Da noch keiner weiter da ist, widme ich mich dem Erfolgsroman Sie nannte ihn Walter Storchi, der am Vortag von mir begonnen wurde.

Zehn nach Zehn. „Put your Hans on the horn“. Es geht los! Blackcoffee-Welttournee, die Erste! Das Auftaktlied ist noch nicht beendet, da schreibt sich der Erste auch schon in die Newsletterliste ein. Die Band kann nicht anders und spielt darauf gleich mal „I like what you do“.



Es folgt „Friday Knight“, ein Stück über den Schwarzen Kaffeeritter und im Anschluß „Komm doch zurück zur Mir“, eine Ballade über den einsamen Astronauten Tim.



Dann die Hymne der Schriftsteller, Journalisten und Schulanfänger: „Shake your pens“ und „Don’t make me run away“. Und weil die Combo hier keine Gage bekommt (auch keine Gaze, falls das Jemanden interessiert) geht jetzt der Hut rum wie es einst der Bibabutzemann und später auch der Kommissar getan haben. Mit „C-Side“ gehen wir gegen Elf Uhr in die Pause. Zum CD-Stand kommt erstmal keiner, auch nicht der Hut. Er wird vom aus den vorigen Zeilen bekannten Newsletterlistenentjungferer zur Bühne gebracht.

Nachdem doch noch eine CD verkauft ist, die erste ging ja schon in Leipzig kurz vor dem Start weg, eröffnet „We. God. The answers.“ das zweite Set, gefolgt von „Stroh-Beau“ und „Two Night“. Nach heftigster Tanzerei wird bei „Keep in mind“ in Reihe eins aber so was von allerheftigst rumgeknutscht, daß es nur so – ja was eigentlich? Spritzt und schmatzt vielleicht.



Jean Maurice aka Jay-Jay bläst dabei die Querflöte, während er den Elephantenpimmel geschultert hat. So einen Satz muss man auch erstmal außerhalb eines Pornos unterbringen. Der Barry-White-Dan wechselt sich im Gesang mit dem Bahnhofsansagen-Dan ab.

Das nächste Lied beginnt mit „Ein leichter Film auf deiner Haut...“ und ich denke an eine nackte Frau, einen Beamer und Woody Allen. Wahrscheinlich heißt das Lied aber „Heiß“, da bin ich an dieser Stelle nicht ganz sicher.



Der nächste saustarke Knaller ist „Soul with a capital ass“ bevor „Frank Omaht (Die Inder-Maschine)“ den Abschluß bildet. Ritt-Skis Orgelsolo kommt dermaßen gut an, daß alle tanzenschreienspringen und ich merke, daß er der einzige ist, den ich von der Merch-Couch nicht sehen kann.

Fünf nach Zwölf wird „Sweet prayer“ zugegeben, wenig später noch mal „Put your Hans on the horn“. Zehn vor halb Eins ist dann wirklich Schluß.



Nach einer gepflegten Rauschgiftquartett-Partie mit Andy falle ich um Vier in der ferienwohnungesken Künstlerwohnung in ein frisch zubereitetes Doppelstockbett. Ich putze sogar die Zähne vorm Schlafengehen - wir sind ja hier keine Rock'n'Roll-Band. Klar wurde das spätestens, als die Mütze Krause wenig vorher meinte, wir sollten doch die Schuhe ausziehen, weil die ja naß und der Boden Teppich ist.

Anständig bleiben, Freunde, denn FUNKS NOT DEAD.



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