Mittwoch, 22. Dezember 2010

Chemnitz, Weltecho

Halb Fünf sollte es losgehen, um Fünf wurde es, ich im Gesangsauto. Die anderen Drei sind also für die Vocals zuständig. Ich nehme dann die Konsonanten. Äh, Quatsch. Die Konsumenten. Werde auf der ersten Welttournee von Black Coffee den Merchandise unters Volk bringen. Am T-Shirt-Stand nachts um halb Eins, das bin ich. Tim haut schon im Auto den ersten Merksatz raus: „Ich seh das eher positiv, also nicht so schlimm“. Hab vergessen, was er meinte, aber selten habe ich das Wort positiv positiver umschrieben gehört. Nun.

Wir wählen die falsche Abfahrt. Chemnitz-Süd am Samstag Abend – nicht so gut. Wir tricksen das Navi aus und umfahren den Stau (Timtim schlägt Tomtom, kann man sich auch mal merken.) Da wir zu spät sind, ist schon alles ausgeladen und aufgebaut. Ich nehme diverse Plakate, 37 CDs, 1 lila sowie jeweils fünf grüne und schwarze T-Shirts entgegen.

Wie spät ist es eigentlich?, ruft es. Ich schaue auf die Uhr, jemand ruft zehn vor halb Acht. Nein, zehn nach Acht denke ich und stelle dann meine Uhr auf 19h18. Sie bleibt daraufhin stehen. Kann man nüchs machen. Die ersten Leute kommen, die Band ist zu großen Teilen im Backstagesaal (mit Parkett). Ich trinke mal lieber die erste Fritz-Kola des Abends. Mein Telephon klingelt, unterdrückte Nummer. Ja hallo? Meine Freundin ruft aus einer Telephonzelle an, sie hat Handy und Schlüssel zuhause vergessen, ich soll sie mal unter 006887231 anrufen. Das funktioniert von einem Handy allerdings nicht. Schon wieder was gelernt.

Kurz nach Neun kommt der erste Schwung Leute, die Band ist nicht zu sehen. Frage mich, ob Tim nun barfuß oder in den Outdoorschuhen spielt. Ein Chemnitzer Funkmucker fragt mich über die Band aus, zwei junge Damen kommen dazu. Sie begrüßen ihn und geben mir auch gleich mal die Hand und ihren Namen. Wenig später wird mir eine Salamipizza mit Schafskäse ungefragt von Ritt-Ski gereicht. Das geht doch schon mal gut los, denke ich, während ich das erste Stück verputze. Gut, daß ich das nicht gesagt habe, denn mit vollem Mund soll man ja bekanntlich … und so weiter. Der Merchandisestand sieht saustark aus, Knaller. Aber für Januar braucht es noch eine Newsletterliste.

Halb Elf, halb Mensch. So soll ja bekanntlich mein erster Roman beginnen, aber heute beginnt halb Elf erstmal die Kapelle ihrer Arbeit nachzugehen. Das Büfett ist eröffnet schreibe ich ins Notizheft, ungefähr 100 Leute denken wahrsceinlich was ähnliches.

Street Player
Get Down
Sing it back
Don’t make me run away
Komm doch zurück zu mir
Funky
Get away
Talking love
What’s going on

Warum denn nicht einen Joint auf meinem Tisch drehen?, fragt sich der Typ vor mir und baut ganz stolzprovokant. Es kommen immer mehr Leute. Alles tanzt.

23h18 Halbzeit, Teile der Band tanzen mit dem Publikum einfach weiter. Die Monsters of Funk sind so publikumsnah, Knaller. Zehn vor Zwölf geht’s in die zweite Runde:

Put your hands on the horn
I like what you do
Happy Birthday, Herr Ludwig
Tonight
Shake your pants
Seaside
W-O-R-D up
Oh baby love
Friday night
Rock you babe

0h41 Abpfiff, Abklatsch, Abgröhl. Eine Minute später wird We got the answers zugegeben und danach wird dann noch Herrn Ludwigs Geburtstag und allgemein Alles gefeiert. Auf dem Display steht 01:23 und ich finde, daß das eine gute Zeit ist, den Merchandise zu schließen. Komischerweise hat nach dem Konzert keiner was gekauft, aber da während des Konzerts einiges wegging, ist das okay.

Halb drei ergibt sich noch eine spontane Rückfahrt mit Konrad und Stefan. Bläserauto also diesmal. Da fällt mir jetzt nichts Blödes dazu ein. Ich taumle vom Augustusplatz nachhause und bin bereit, ins Bett zu fallen. Sabrina ruft an. Ob ich die Girls nicht noch abholen könnte. Verdammt, das hatte ich ja angeboten.. Ich ziehe mich wieder an und grabe den Opel aus dem Schnee.