Sonntag, 23. Januar 2011

20.1. APEX Göttingen



Zehn vor Neun wecken mich italienische Schnarchrhythmen aus dem Nachbardoppelstockbett. Um Neun piept Robertos Wecker um sein Leben, keiner hört ihn oder schert sich drum. Weil Roberto dann doch aufsteht und das Bad okkupiert, putze ich an der Spüle bzw. für unsere Schweizer Freunde: am Lavabo, Zähne. Das mag Mutti gar nicht.

Roberto will irgendwas reparieren lassen und ist auch schon weg. Sein rosa Fön fönt Hendrik und dann passiert es: Mein Klappkamm bricht! Ich sage, daß wir alles abbrechen müssen.

Hendrik und ich gehen zur Alaunstraße. Konsum und Rossmann haben meines Erachtens die Positionen getauscht, Hohes C ist im Angebot. CD-Rohlinge werden gekauft, der Mitschnitt von gestern Abend soll auf der Fahrt mal analysiert werden. Er ist der Knaller, stellenweise sogar der Hammer.

Wir sammeln den Rest in der Wohnung auf und treffen uns mit Dan zum Frühstück. Eine nackte Brust an der Wand lenkt ein wenig vom Rührei ab. Wir starten pünktlich anderthalb Stunden zu spät. Es gilt, erstmal Ritt-Ski in Merseburg einzupacken.

10 nach – hier brechen die Aufzeichnungen auf geheimnisvolle Weise ab, sodaß uns heute verborgen bleibt, was den Schreiber dieser Zeilen zu diesen bewegenden und ausgebliebenen Worten gebracht hat.

Das Apex ist eine ehemalige Werkstatt, mit einem halbverglasten Konzertraum, vor dem wir Pastinakensuppe und ähnliches verputzen, bevor der Soundcheck einige Probleme macht.



Es soll heute pünktlich 20h15 losgehen. Halb Neun sind 16 zahlende Gäste da und der Typ von der Kasse reißt das Preisschild ab und beginnt seine Abrechnung. Kapitulation – o-o-o.

Die Show startet traditionell mit „Put your Hens on the horn“, in dem es um diesen Handballer geht. Die Leute fangen sofort an zu tanzen, alle!

Da der Merch-Stand heute vor dem Konzertsaal ist, stehe ich hinter der Scheibe und zähle die 16 Besucher nach. Jepp. 16. Ich gehe zur Seite und reiße die Lampe runter. Sie ist hinüber, stelle ich nach einiger Fummelei fest. Erst der Faltkamm und jetzt auch noch das!



Es folgt „I like what you do“ – vielleicht heißt es auch „I like mud-judo“, man versteht es hier draußen nicht ganz so gut.



Ein fröhliches blondes Mädchen kommt die Treppe herauf. SIEBZEHN! GÖTTINGEN FUNKT!

Auch „Friday Night“ begeistert die Massen, die Stimmung für mindestens die doppelte Menge machen. Die Band hat auch sichtlich Spaß. Saustark trotz allem!

Besucherin Nummer 18 ist da und es folgen:

Komm doch zurück zur Mir
Shake your pens
Don’t make me run away
We gonna have a housepardi-i-i
Seaside

Kommissar Future hat herausgefunden, was das hier mal für eine Werkstatt war. Eine Schlosserei! Wie er das herausgefunden hat? Nun, meine Damen und Herren, Kommissar Future ist ein ganz ein feiner Beobachter. Er hat nach den kleinsten Details gesehen und dann etwas Ungewöhnliches entdeckt. Doch was war es denn? Nun sag Schon! Nun, es war eigentlich ganz einfach. Zum Konzertsaal führte eine kleine Stahltreppe. Ja und? Spann uns nicht so auf die Folter! Habt ihr diese Treppe genauer angesehen? Wir waren doch gar nicht dort! Seht ihr, das war ein Fehler! Wäret ihr da gewesen, hättet ihr gesehen, das die nur vier Stufen vier verschiedene Strukturen hatten. Ja, toll. Und weiter? Die Treppe ist eine Arbeitprobe, eine reine Arbeitsprobe! Hier hat ein Schlosser gearbeitet. Und so schließt sich der Kreis.

Ein Besucher fragt in der Pause Tim und Dan, ob sie denn Brüder seien. Antwort: „Noch nicht.“





In der Pause schauen Ritt-Ski und Rashid bei den Fans vorbei und sogar Lars Lau hat seinen weißen Anzug von seiner Frau bügeln lassen und trinkt ein Bierchen mit uns.









21h45 beginnt das zweite Set.

We got the answers
Strobo
Tonight - Herr Ludwig hängt im Text, doch sein Nochnicht-Bruder hilft ihm aus der Patsche.

Keep in mind - Die Rückkehr des Stadionsprechers – Barry White singt verzerrt.
Heiß
Soul with a capital ass – alles tanzt wie wild, Brüste hüpfen durch den Raum.



Der „Funkomat“ wurde noch im Bus von Rashid und Hendrik umgetextet und obwohl Rashid sich nicht sicher war, funkt es jetzt gewaltig. Jean Maurice filmt mit dem Elephantenpimmel (formerly known as the sax) Ritt-Skis Solo.



Halb Elf erschreit sich das handverlesene und trotzdem ganz großartige Publikum noch zwei Zugaben und zwar:

Streetplayer und
Put your hands on the horn

Nach dem Konzert wird uns vom Publikum nicht nur das Nörgelbuff für das nächste Göttingen-Konzert empfohlen, sondern auch noch die Pumpe, die Schaubude und der Luna Club in Kiel. Danke und bis dahin, Leute. (Bzw. bis nächste Woche in Kassel!)

Auf dem Weg zur Unterkunft fahren wir an einem Bäcker vorbei, der offenbar ausschließlich Backwaren vom Vortag verkauft und damit auch noch wirbt. Immerhin zum halben Preis. Wer will solchen trocknen Scheiß essen? Oder haben die sich einfach gedacht: Es heißt BackWAREN und nicht BackSIND – also ist das was Vergangenes. Der Werbespruch ist übrigens „Gutes von Gestern zum halben Preis“. Wirklich schlimm wird es erst, als wir später sehen, daß direkt daneben, sozusagen in Assoziationsnähe zu „Gutes von Gestern zum halben Preis“ ein Bestatter ist.

2h13 ich liege schon wieder in einem frischen Bett. Heute gibt’s sogar zwei Handtücher. Ferienwohnung war gestern, heute ist Zimmer bei privat das große Ding. Ins Heftchen schreibe ich, daß immer noch kein Wort den Weg in die Tastatur gefunden hat.



Zwei Ur-Göttinger Funkmonster bitten uns darum, den Abend nicht in die Tonne zu hauen, weil Göttingen ja eigentlich richtig funky ist.

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