Mittwoch, 11. Mai 2011

Da es bekanntlich eine Stadt namens Bielefeld nicht gibt, hat sich die folgende Geschichte niemals wirklich ereignet.

Die Stadt Bielefeld lag malerisch in dem Phantasieland Ost-Westphalen und döste vor sich hin. Von hier war es nicht weit ins Nachbarphantasieland Nord-Süd-West-Westkorea, aber das spielt eigentlich keine Rolle für diese Geschichte, weil die Blaskapelle, die wir hier näher betrachten wollen nicht nach Ost-Süd-Nord-Ostkorea, sondern in die entgegengesetzte Richtung (Nord-Süd, nein halt: West-Ost, nein: ähm, na so schräg rüber wegwärts) die Stadt Bielefeld verließ. Verließ?

Es geht natürlich nicht um ein Verließ in einer Ritterburg, Ritter spielen in der Geschichte gar keine Rolle, nullinger. VERLIEß im Sinne von VERLASSEN HAT ist gemeint. Aber ist denn nicht erstmal interessant, warum die Blaskapelle in Bielefeld war, wenn die Stadt schon so prominent eingeführt wird?

Gut. Die Blaskapelle war nach Ost-Westphalen gereist, um dort ein Konzert zu geben beim hiesigen Wanky Tank, das der Bürgermeister jährlich veranstaltete. Sie spielten über den Dächern der Stadt und das Hotel war unendlich weit weg von da, aber auch darum geht es der Geschichte gar nicht.

Stichwort RÜCKFAHRT. Darum geht es hier. Die Blaskapelle verließ also dieses Bielefeld in Richtung ähm in Richtung ost-west-nord-nord-süd, heimwärts sozusagen. Weil sie so eine große Kapelle waren, fuhren sie in zwei Kutschen. Eine davon war eine Leihkutsche, weil eine Kutsche der edlen schwäbischen Blaskappelen-Flotte am Vortag einen Achsbruch erlitten hatte.

Da am Ende der Heimreise beide Kutschen gemeinsam ausgepackt werden sollten, war es ein großes Ziel der Blaskapelle, gleichzeitig in der Heimat anzukommen. Das erreicht man freilich am einfachsten, wenn man Kolonne fährt, was wiederum mit zwei Gefährten nicht allzu schwer ist. Was aber, wenn die erste Kutsche links abbiegt und die zweite nicht folgt?

Der Fahrer der abgebogenen Kutsche, nennen wir ihn Timfried, beschloß, einfach zweimal rechts und einmal links abzubiegen und wieder auf die ursprüngliche Strecke zu gelangen, auf der er die zweite Kutsche wußte. Gesägt, tun getan.

Nun galt es für Timfried, die Kutsche zu beschleunigen, um die andere, sich bereits auf dem Pfad der Tugend befindende, Kutsche einzuholen. Er mobilisierte alle Pferde und so preschten sie heraus aus Ost-Westphalen.

Schön beginnt die Geschichte zu werden, wenn man bedenkt, daß die zweite Kutsche, die nicht abgebogen war, ebenso schnell heimwärts prescht, weil sie gar nicht bemerkt hat, daß die andere Kutsche abgebogen ist, sondern diese vor sich auf der Strecke vermutet und deshalb alles gibt, um sie wieder einzuholen. Zwei Schildbürger jagen sich gegenseitig, so funktioniert der Fortschritt der Menschheit.

Beide Kutschen jagen also nach ost-west-nord-nord-süd und wundern sich darüber, daß sie die jeweils andere nicht einholen. Der Kutschführer Timfried beschließt nun, bei der anderen Kutsche anzurufen, weil die Geschichte in einer Zeit spielt, da das mobile Telephon bereist erfunden wurde. Er hat den Beifahrer Philhelm an der Strippe, beide reden irgendwie aneinander vorbei, man beschließt sich in Leipzig, dem Ziel der Heimreise, zu treffen. Gleichzeitig, natürlich.

Die Kutsche des Timfried erreichte Leipzig zuerst. Nun ist GLEICHZEITIG ein schwammiger Begriff, aber nach einer halben Stunde nahm er erneut den Hörer ins Gesicht. Philhelm ging wieder ran, er und sein Kutschführer König Hendrich hatten sich verfahren, aber nur leicht. Sie hatten in dem Phantasieland Sachsen-Anstalt die Abfahrt nach ost-west-nord-nord-süd verpaßt und waren nun beinahe in Berlin. Dort hatten sie die vierspurige Straße verlassen, um ein wenig Zeit und Weg zu sparen. Eine weitere verpaßte Landstraße, eine Umleitung und eine Stunde später waren Philhelm und Hendrich den Tränen nahe.

Als der Morgen graute, waren alle Mitglieder der Blaskapelle froh darüber, daß dieses Wochenende und das Kapitel Wanky Tank beendet war.

2 Kommentare:

  1. Etwas ganz Besonderes war das Livekonzert im Bernsten. Über den Dächern der Stadt spielten „Black Coffee Lounge“ und verpassten der einzigartigen Atmosphäre der Lokalität mit ihren Soul, Funk & Motown Sound den letzten Schliff. Hier wurde mit allen Sinnen genossen.

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  2. und im »Bernstein« bewiesen »Black Coffee« als zweiter Leipzig-Import des Abends auch in abgespeckter Formation (drei Mitglieder der Brass-Gruppe fehlten aus Platzgründen), dass die Fusion von Rock, Jazz, Funk und Blues auf dem Weg von der Graham-Bond-Organisation über Chicago Transit Authority bis Joe Zawinul noch über genügend Intensität, Kraft und Raffinesse verfügt, um Hörgenuss zu garantieren.

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